Kennst du das Land, wo niemand weint?
Wo Tag und Nacht die Sonne scheint? Das Glück regiert, mit leichter Hand?
Tja, das ist die Vorortsiedlung Letterland – rein theoretisch, denn das Idyll trügt. Äußerst idyllisch verlief dagegen die Wiederaufführung des gleichnamigen Musicals an der Neuköllner Oper, das für Lucy Scherer und ihre Kollegen zugleich ein ganz besonderes Motto hatte: Klassentreffen!
Do you know the place where no one cries?
Where the sun shines day and night? Where luck reigns with an easy hand?
Well, that's the suburb Letterland - purely theoretically, because this idyll is deceptive. Very idyllic on the other hand was the revival of the musical of the same name at the Neuköllner Oper in Berlin, and for Lucy Scherer and her colleagues it was also something of a special occasion: class reunion!
(English version see below)
Verrückt, wie schnell die Zeit vergeht! 2005 zeigte der 2006er Abschlussjahrgang der Berliner Universität der Künste (UdK), Studiengang Musical/Show, sein Können in „Erwin Kannes - Trost der Frauen“. Schon damals sorgte das freche Stück rund um frustrierte Vororthausfrauen und einen auf den ersten Blick sehr fragwürdigen Frauenversteher für Begeisterung. Nun, in etwa zehn Jahre nach der letzten Aufführung, schlüpfte ein Großteil der Original-Cast erneut in ihre damaligen Rollen und hauchte in fünf Vorstellungen (2.-5.6.2016) dem Werk von Peter Lund und Thomas Zaufke neues Leben ein. Mit dabei bei "Letterland": Helena Blöcker, Benjamin Eberling, Anne Hoth, Maria Kempken, Jörn Linnenbröker, Martin Schäffner und Lucy Scherer.
So. Genug der offiziellen Vorrede. Letztendlich interessiert doch nur die Antwort auf die brennende Frage: Wie war es?
Es war … GEIL! Denn irgendwie dreht sich in diesem Stück so einiges um das eine: Erotische Briefe von Erwin Kannes (herrlich prollig: Benjamin Eberling) versetzen die Bewohnerinnen von Letterland in Wallung. Unerfüllte und verdrängte Sehnsüchte erwachen, etwa bei Melanie Flut (Lucy Scherer). Nach der Geburt von zwei Kindern kriselt ihre Ehe mit Thomas (Jörn Linnenbröker). Gefangen in spießiger Tristesse sucht sie die Leidenschaft mit ihm zwischen Babygeschrei und Alltagssorgen vergeblich. Ihm geht es ähnlich. Um ihren Gatten eifersüchtig zu machen, trifft sich Mel tatsächlich mit dem anzüglichen Vorort-Casanova Erwin, nicht ahnend, wie überaus empfänglich sie für seine direkten Avancen und Tanzkünste ist. Bei einem intensiven Tango schmelzen schließlich die gutbürgerlichen Hemmungen. Und schon bald müssen sich weitere Damen eingestehen, dass der Name des Verführers durchaus Sinn ergibt: Erwin ... kann ... es ...Und versteht, was Frauen insgeheim wünschen.
Es war … HEISS! Also zum Beispiel diese rollige Tango-Tanzeinlage, die ein herrlicher Balanceakt war aus Erotik und Komik. Auch Mels schwarzes Negligé fällt gewiss unter das Stichwort ‚hot‘ sowie die tropische Temperatur im vollbesetzten Saal der Neuköllner Oper. Einige Zuschauer zückten Fächer und wedelten gegen die Hitze an, doch eigentlich brauchte man freie Hände zum Applaudieren. Denn …
Es war … MITREISSEND! Urkomische Dialoge und schräge Situationen wechselten sich mit starken, teilweise auch sehr gefühlvollen Solosongs, Duetten und Ensembleliedern, die automatisch zum Mitwippen und Swingen anstifteten. Musikalisch bot das Stück einen bunten, breiten Mix – vom Sound der Sixties und Melodien mit ABBA-Touch bis hin zu Tangoklängen und Walzerpassagen. Die Zuschauer feierten mit, klatschten und lachten, und selbst auf der Bühne musste so mancher Lachflash unterdrückt werden, was nicht immer gelang.
Das starke Ensemble war in Spiellaune und so herrschte eine Topstimmung bei einem Klassentreffen, das sich im Kosmos der UdK eher wie ein Familienfest anfühlte. Im Publikum mischten sich Freunde und Familienangehörige mit Fans, Absolventen aus anderen Jahrgängen und derzeit noch Studierende. So agierten mit Kiara Brunken und Katharina Beatrice Hierl auch zwei Darstellerinnen aus dem 4. Studienjahr auf der Letterland-Bühne. Ob sie wohl eines Tages, zehn Jahre nach ihrem Abschluss, ein ähnliches Fazit ziehen wie Lucy Scherer?
Im offiziellen Programmheft lautet ihr Statement: „Ich bin sehr dankbar für diese Art der Vielseitigkeit, die mir das Studium zum singenden und tanzenden Schauspieler ermöglicht hatte, für die Möglichkeit, mein Empfinden voll auszuschöpfen. Der stete Wandel, die immer neuen Herausforderungen und aber vor allem die Persönlichkeiten, denen ich auf diesem Weg bisher begegnet bin, ließen zehn Jahre wie im Flug vergehen, und so schätze ich mich glücklich, zurück auf der Bühne zu stehen, wo alles begann.“
Kein Zweifel: Das Letterland-Revival war allen Mitwirkenden eine Herzensangelegenheit, was zahlreiche Posts bei Facebook zeigen ...
Und für alle, die es nicht nach Letterland geschafft haben, empfehlen wir diese Trostpflaster …
... für die Fantasie
Wer will, kann sich das Dialogbuch direkt beim Erfinder downloaden und alle Texte nachlesen. Auf der Website von Peter Lund findet ihr außerdem noch Szenenbilder, Hörproben und Infos zum Stück.
... für die Ohren
Die CD von einst ist noch immer erhältlich, etwa bei Amazon.
Anspieltipp: "Ich wollte nur tanzen" und "Tanzen Sie einen Tango mit mir"
... für die Augen
In der Ehe von Mel und Tom Flut ist aktuell irgendwie der Wurm drin – das thematisiert auch der neue Kurzfilm „Letters from Mel“, in dem Lucy Scherer und Jörn Linnenbröcker eine Letterland-Szene ziemlich wortgetreu ‚nachspielen‘. Klickt euch in den Showreel von Jörn Linnenbröcker. Dort gibt es auch die Möglichkeit, den Film downzuloaden.
Letterland – a very special class reunion
It's crazy how time flies! In 2005, the graduation class of 2006 of Berliner Universität der Künste (UdK), mojorin in Musical/Show, showed their prowess in "Erwin Kannes - Trost der Frauen". Already back then, the cheeky play, which revolves around frustrated suburban housewives and one rather dubious ladies' man, met with enthusiastic response. Now, about ten years after the last show, a majority of the original cast donned their old roles once more for 5 shows (June 2nd-5th 2016) and breathed new life into the play created by Peter Lund and Thomas Zaufke. The cast of "Letterland" included: Helena Blöcker, Benjamin Eberling, Anne Hoth, Maria Kempken, Jörn Linnenbröker, Martin Schäffner and Lucy Scherer.
But enough with the official preamble. In the end, what you really want to know is the answer to the burning question: How was it?
It was … AWESOME/TITILLATING! Because a lot of stuff in this play centers around one thing: Erotic letters by Erwin Kannes (wonderfully trashy: Benjamin Eberling) cause a stir in the female population of Letterland. Unfulfilled and suppressed desires awaken, for example in Melanie Flut (Lucy Scherer). After the births of two children, her marriage with Thomas (Jörn Linnenbröker) is in rocky waters. Caught in suburban tedium, she's looking in vain for passion with him between baby screams and day to day worries. He feels the same. To make her husband jealous, Mel does meet with titillating suburban casanova Erwin, not suspecting how receptive she'd be to his direct advances and dancing skills. During an intense tango, all middle-class inhibitions evaporate. And soon, more ladies have to admit that their seducer's name does have merit: Erwin ... kann ... es ... (Achtung: German wordplay! Erwin Kannes = Erwin kann es = literally: Erwin can do it = he's got game/he's got what it takes). And he knows what women secretly want.
It was ... HOT! For example, the heated tango dancing sequence which was a great mix of eroticism and comedy. Mel's black negligee surely also falls into the category „hot“, just like the tropical temperatures in the sold out auditorium of the Neuköllner Oper. Some member of the audience pulled out their fans trying to cool down, but really, you needed both hands free for applauding. Because ...
It was … CAPTIVATING! Deeply funny dialogues and whacky situations alternated with strong, partially even very soulful, solo songs, duets and ensemble songs, that just invited you to bounce and jive along. Musically the play offered a wide potpourri – from the sound of the sixties and ABBA-esque melodies to sounds of tango and waltz sections. The audience joined in, clapped and laughed, and even onstage many a laughing fit had to be suppressed – not always successfully.
The strong cast was in high spirits and so there was a great atmosphere at this class reunion that in the cosmos of the UdK resembled more a family reunion. In the audience, family and friends mixed with fans, graduates of other years and current students. With Kiara Brunken and Katharina Beatrice Hierl, there were also two 4th-year-students on the Letterland stage. So, will they one day, ten years after their graduation, come to a similar conclusion as Lucy Scherer?
In the official program her statement is: „I'm very grateful for the kind of diversity that my studying at university to become a singing and dancing actress has made possible, for the opportunity to utilize all my feelings. The constant change, all the new challenges, but especially all the people that I've met along the way, made the ten years go by in a flash, and so I feel blessed to be back on the stage where everything started.“
No doubt: The Letterland revival was a labor of love for all involved, as evidenced by several posts on Facebook …
Translation: Aren‘t we all in Letterland? What an evening: full house, standing ovations...
Translation:
Our Letterland-crew! This evening we’ll have the opening night, aaahhhh! Thanks to Peter Lund and Thomas Zaufke for this unbelievable play and the wonderful roles you wrote for us! Break a leg!
Translation: Tomorrow is the day: class reunion after 10 years at Neukölln opera with LETTERLAND Erwin Kannes - Trost der Frauen
Translation: Opening night! What a joy to appear on stage of Neukölln opera with my old UdK class and two fabulous new UdK colleagues in this matter of heart-play again after more than 10 years! Thomas Zaufke & Peter Lund: THANK YOU!
Translation:
Dear Letterlandish,
I never ever would have guessed that we really would do THAT! It‘s absolutely crazy but we did it! I think the last week was something unique and special and will stick to my heart evermore! Thanks to all who made this reunion possible!
And now we will rock the stage once again!
And for all of you who couldn't make it to Letterland, we recommend these consolations
...for your fantasy
You can download the dialogue book directly from its creator (the zip-file contains the German and the English version) and read all the lines and lyrics. On Peter Lund's website you'll also find scene pictures, audio excerpts and information about the play.
...for your ears
The CD of yesteryear is still available, for example at Amazon.
Listening tip: „Ich wollte nur tanzen“ and „Tanzen Sie einen Tango mit mir“
...for your eyes
The marriage of Mel and Tom is currently somewhat on the rocks – the same theme can also be found in the new short film „Letters from Mel“, in which Lucy Scherer and Jörn Linnenbröcker „reenact“ a scene from Letterland pretty much verbatim.
Click on the Showreel of Jörn Linnenbröcker. There you'll also find the possibility to download the video.
Translation - short film "Letters from Mel"
Mel: Sorry …
Tom: Take your time.
Mel: How was your day?
Tom: Shitty! Jakob is on my case about the deadline. And then he told me that if I don't go to the trade fair next weekend I'll have to look for a new job.
Mel: What did you say?
Tom: Everything's fine … Oh Mel …Can you even remember the last time we slept together? Don’t you desire me anymore? Doesn’t my body turn you on anymore?
Mel: You know, all the other men I know got totally fat after the baby arrived. All of them, except you.
Tom: What other men? You know other men?
Mel: Tom!
Tom: How would I know how many men touch your beautiful body every day, while I'm fighting for the survival of our family?
Mel: The only man who touches my body on a daily basis is nine months old and just happens to be your son.
Tom: Of course, that would explain why you have so little desire to …
Mel: Why do all men just always only want one thing?
Tom: What do you mean – all? Melanie Flut, you're hiding something from me … What? … Are you hiding something from me? Mel …
Mel: So you can’t say I keep secrets from you.
Tom: So what else happened? How did he get your number, anyway? I mean, nobody writes this kind of message without a reason. You must have encouraged him in some way.
Mel: You think I’m flirting with your boss?
Tom: You can encourage a man without directly flirting with him.
Mel: How so?
Tom: Just look at the way you dress.
Mel: Until now, you've really liked the way I dress.
Tom: But there is a huge difference between me liking you and this scum liking you.
Mel: Well fine, maybe I can sew a burqa out of Justus' diapers the next time I have to go shopping.
Tom: Yes, that'd be better. Shut up!
Mel: Thomas Flut, don’t shout at my son. You have a very strange way of handling your wife's needs.
Tom: But my boss has a better way of handling your needs?
Mel: Maybe he'd be willing to fulfill them.
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