Episode 223

[Das letzte Mal bei Hand aufs Herz]

 

 

[Vor der Villa Bergmann]

 

Herr Hartmann: Jenny, wir müssen jetzt.

(Jenny küsst Emma (Anmerkung: Huch!? Am Ende von Folge 222 sah der Kuss doch noch ganz anders aus.), steigt ins Auto und rauscht davon. Zurück bleibt ein zerbrochenes Emma-Herz und die traurigsten Augen der Welt)

 

INTRO

 

[Vor der Villa Bergmann]

 

(Ben findet eine am Boden kauernde und weinende Emma vor)

Ben: Emma?

Emma: Sie ist weg.

Ben: Jenny.

Emma: Ihre Eltern haben sie abgeholt und bringen sie in eine Klinik nach Irland, dabei hat sie keine Drogen genommen.

Ben: Scheiße.

Emma: Und alles wegen diesem Mistkerl.

Ben: Ronnie.

Emma: Er hat ihr die Drogen untergeschoben.

Ben: Aber keiner will ihr glauben.

Emma: Ich hab alles versucht ihre Unschuld zu beweisen, aber ich, ich weiß einfach nicht wie. Ja und jetzt ist sie auf dem Weg zum Flughafen.

Ben: Weißt du von wo sie abfliegt?

Emma: Ja.

Ben: Okay. Moment.

Emma: Was hast du vor?

Ben: Ich werd dir helfen Jennys Unschuld zu beweisen. Ich hol nur schnell meinen Autoschlüssel.

Emma: Aber …

Ben: Keine Sorge, ich hab seit gestern meinen Führerschein zurück.

 

 

[Pestalozzi, Aula]

 

Luzi: Timo, es tut mir leid. Ich dachte …

Timo: Vergiss es einfach. Ich denke, wir sollten dann mal los.

Luzi: Ich versteh nicht, warum wir nicht einfach zu unseren Gefühlen stehen können.

Timo: Ich … ich … ich spür einfach nichts. Klar, ich spür deine Lippen, aber …

Luzi: Das ist doch okay.

Timo: Nein ist es nicht.

Luzi: Du brauchst einfach’n bisschen Geduld. Wir brauchen etwas Geduld. Sieh mal, nach dem Unfall dachtest du, dass du nie wieder laufen könntest. Und jetzt, jetzt hast du schon ein Gefühl im Bein.

Timo: Aber das reicht nicht. Wer weiß, ob ich je wieder laufen kann. Vielleicht bin ich für immer an diesen beschissenen Stuhl gefesselt.

Luzi: Okay, aber dann ist das so.

Timo: Ja, klar.

Luzi: Was? Denkst du, dass es mich stört? Denkst du, dass es irgendwas an meinen Gefühlen für dich ändert?

Timo: Ja. Vielleicht nicht jetzt. Vielleicht auch nicht in‘n paar Tagen. Aber irgendwann wird’s das. Und selbst wenn es dir egal ist, mit nem Krüppel zusammen zu sein, mir ist es nicht egal. Ich kann’s nicht. Mir macht’s was aus. Das Leben, alles was ich mit dir erleben und machen möchte, das, das wird’s nie geben. Ich werd nie wieder tanzen können mit dir, nie auf irgend’n Berg steigen, dich irgendwann den Altar hochtragen. Das wird’s nicht geben.

Luzi: Aber das musst du doch auch gar nicht. Und die Berge find ich eh zum Kotzen.

Timo: Aber ich möchte kein Anhängsel sein. Niemand auf den man Rücksicht nehmen muss oder für den man verzichten muss. Ich kann das nicht. Vielleicht ist es auch besser, wenn wir uns ne Weile nicht sehen.

Luzi: Wieso?

Timo: Wir können kein Paar sein und wir können auch nicht befreundet sein. Ich mein, wir haben’s probiert und es funktioniert nicht. Wir hängen irgendwo dazwischen. Das pack ich nicht.

 

 

[Raumzeit, Lobby]

 

Ben: Hey, is Ronnie hier?

Rezeptionistin: Ja, aber keine Ahnung wo genau.

Ben: Okay, wo ist dieses kleine Arschloch?

Emma: Die fliegen in einer Stunde.

Ben: Emma, wir packen das. Wir finden den und zur Not prügel ich’s dann aus ihm heraus.

Emma: Aber das bringt bei ihm nichts.

Ben: Nich? Schon mal versucht?

Emma: Nein, aber du kennst ihn doch und dann hast du wieder ne Anzeige am Hals.

Ben: Hast du nen andern Vorschlag? Nen besseren?

Emma: Ja wir müssen ihn erst mal finden. Und dann … ich glaub, ich weiß, wie wir das anstellen.

 

 

[Flughafen]

 

Jenny: Mama. Ich weiß, was ihr denkt, aber ihr macht einen Fehler.

Herr Hartmann: Die Einzige, die hier einen Fehler gemacht hat, Schätzchen, bist du. Und jetzt wirst du lernen dafür Verantwortung zu übernehmen.

Jenny: Ich bin nicht rückfällig geworden.

Frau Hartmann: Jenny, wir möchten keine Entschuldigungen mehr hören.

Jenny: Das sind keine Ausreden. Das ist die Wahrheit.

Herr Hartmann: Ja, das hast du immer behauptet. Nein, ich nehme nichts. Nein, das Zeug gehört nicht mir. Wir haben dich hierher geschickt, weil wir angenommen haben, dass du fern von deinen angeblichen Freunden zur Vernunft kommst. Wir haben dir vertraut.

Jenny: Aber das könnt ihr doch auch. Das is’n Typ in der Schule, der vertickt da die Drogen, mit dem hab ich mich angelegt. Er hat rausgefunden, dass ich mal was mit Drogen zu tun hatte und dann, dann hat er mich gelinkt. Dann hat er mir was untergemischt, damit genau das hier passiert. Bitte, ihr müsst mir glauben. Ich hab mich geändert. Ich hab mir hier was aufgebaut, ich hab hier ne Freundin. Bitte nehmt mir das nicht weg.

Herr Hartmann: Ich, ich würde dir gerne glauben, aber du hast uns zu oft belogen.

 

 

[Raumzeit, Lobby]

 

Ronnie: Ach schau mal an, wen wir da haben.

Emma: Ich muss mit dir reden.

Ronnie: Ja, Eva hat schon irgendwie so was in der Richtung gelabert, aber, ganz ehrlich, interessiert mich nicht.

Emma: Es geht um Jenny.

Ronnie: Braucht ihr etwa noch einen Mann? Kann ich verstehen, aber kein Bedarf, danke.

Emma: Sie wurde von ihren Eltern abgeholt und die bringen sie jetzt in eine Entzugsklinik.

Ronnie: Hey das ist das Beste, was nem Junkie passieren kann. Super.

Emma: Du weißt ganz genau, dass sie keine Drogen nimmt, nicht mehr.

Ronnie: Also ich weiß zumindest ziemlich genau von einem Mal, wo sie was genommen hat.

Emma: Niemals.

Ronnie: Hey sag mal, Blondie, wie naiv bist du eigentlich? Einmal Junkie, immer Junkie. Das ist genau wie bei nem trockenen Alki: Ein Schluck und zack hängt er wieder an der Flasche.

Emma: Deswegen hast du ihr Drogen ins Wasser gemixt? Damit du sie los werden kannst?

Ronnie: Sag mal, hast du sie noch alle oder was? Verpiss dich, Mann!

Emma: Okay, wenn du nicht mit mir reden willst, dann geh ich halt zu deinem Bruder.

Ronnie: Noch ein Wort, Mann, und ich sag’s dir …

Emma: Willst du, dass ich schreie? Und dass alle hier erfahren, was du getan hast? Ich glaube nicht. Also entweder du gehst jetzt mit mir hier rein und wir reden darüber oder ich schrei dir den ganzen Laden hier zusammen. Und du weißt ganz genau wie laut meine Stimme sein kann.

Ronnie: Ich geb dir zwei Minuten.

(Sie gehen ins Tonstudio)

Ronnie: Also, was willst du?

Emma: Dass du die Wahrheit sagst.

Ronnie: Welche Wahrheit? Dass du und deine Freundin zwei durchgeknallte Lesben seid?

Emma: Dass du Jenny die Drogen untergeschoben hast.

Ronnie: Du bist verrückt. Du bist ja wahnsinnig.

Emma: Du kannst ja sagen, dass es‘n Versehen war, dass du die Wasserflaschen ausgetauscht hast.

Ronnie: Nee, ich hab keine Ahnung, wovon du laberst, echt nicht, Mann.

Emma: Okay. Wir hätten uns nicht mit dir anlegen dürfen. Das war dumm. Du warst sauer, dass, dass Jenny deinen Drogendeal versaut hat. Dass, dass sie das Gras ins Klo gespült hat. Du hast uns ne Lehre erteilt und wir haben’s kapiert. Und ich kann dir wirklich versprechen, dass Jenny dir nie wieder in die Quere kommt. Aber du darfst einfach nicht zulassen, dass ihre Eltern sie von hier wegbringen, das, das würde sie nicht überstehen.

Ronnie: Ich hatte euch gewarnt. Aber ihr dachtet, ihr könnt mich weiter verarschen. Und jetzt kommst du hier so angekrochen? Das hättet ihr euch schön früher überlegen müssen.

Emma: Und du hättest ihr die Drogen nicht unterschieben sollen.

Ronnie: Doch. Ihr habt mir ja gar keine andere Wahl gelassen. Ich will, dass dieses Miststück verschwindet und dafür hab ich gesorgt. Und wenn du auf die Idee kommst irgendjemandem davon zu erzählen, werde ich dafür sorgen, dass auch du verschwindest. Ist das klar?

Emma: Keine Ahnung. War das klar?

(Ben taucht im gegenüberliegenden Raum hinter der Glasscheibe auf.)

Ben: Klar und deutlich.

Ronnie: Fuck! Ihr Vollspasten könnt mir gar nichts, Mann. Ihr habt nämlich vergessen auf Aufnahme zu drücken.

(Frank taucht im Nebenraum ebenfalls hinter der Glasscheibe auf.)

Frank: Das ist auch gar nicht mehr nötig.

 

 

[Wohnung der Beschenkos, Luzis Zimmer]

 

(Luzi recherchiert im Internet)

Luzi: Querschnittslähmung Heilungschancen. … Revolutionäre Methode von Professor Krakow macht Querschnittslähmung heilbar. Mit seiner Methode Stammzellen von Schweineembryonen in das verletzte Gewebe einzusetzen hat das Team um Professor Krakow sensationelle Erfolge erzielt. Versprechen eine Heilung bei einer Querschnittslähmung mit einer 60 prozentigen Erfolgsgarantie und bei einer vollkommenen Rehabilitation können wir eine 40 prozentige Erfolgsquote aufweisen. … Professor Krakow hat mir mein Leben wieder gegeben. Nach einem Sturz von einem Baugerüst war ich vom vierten Brustwirbel an gelähmt. Jetzt kann ich wieder laufen und selbst Sport ist kein Problem.

 

 

[Raumzeit, Tonstudio/ Lobby]

 

Ronnie: So ne Schlampe! Es wird dir noch leid tun, Mann!

Ben: Hahahahaha. Hast du’s immer noch nicht kapiert? Du hast verloren.

Caro: Hab ich irgendwas verpasst?

Ronnie: Halt die Fresse, Mann!

Caro: Anscheinend ne ganze Menge.

Frank: Ich kann mich für meinen Bruder nur entschuldigen.

Emma: Aber das reicht nicht. Wenn die Eltern meiner Freundin nicht die Wahrheit erfahren, dann bringen sie sie fort. Die sind schon jetzt am Flughafen.

Frank: Okay, ich werd mit denen reden so…

Emma: Nein das reicht aber nicht, wir müssen sie jetzt aufhalten!

Frank: Du willst jetzt noch zum Flughafen?

Emma: Bitte! Ich hab Jenny versprochen, dass ich sie nicht im Stich lasse.

Frank: Okay. Wir fahren.

Ronnie: Mein Bruder wird verstehen, dass ich das alles nur gesagt habe, weil ihr mich provoziert habt. Nichts davon ist wahr.

Frank: Wir fahren zum Flughafen.

Ronnie: Hey, du willst jetzt doch nicht mit denen … Mann, ich kann dir das alles erklären.

Frank: Ronnie, das wirst du auch müssen. Aber erst mal muss ich deine Scheiße ausbügeln.

Caro: Ich liebe das Musikbusiness.

 

 

[Wohnung der Beschenkos, Essbereich]

 

Karin: Hallo.

Luzi: Hey.

Karin: Machst du’n Bioreferat?

Luzi: Nee, das hab ich im Internet gefunden. Das ist ne neuartige Heilmethode für Querschnittslähmung nach einer halbseitigen Rückenmarkverletzung.

Karin: Darf ich mal sehen?

Luzi: Dieser Professor Krakow setzt Stammzellen von Schweinen ein. Das klingt echt krank, aber es scheint zu funktionieren.

Karin: Davon hab ich schon gehört.

Luzi: Echt?

Karin: Ja, während ich Medizin studiert habe, gab’s die ersten Experimente.

Luzi: Woah cool, dann sind die jetzt schon voll weit.

Karin: Also so lang ist das auch noch nicht her.

Luzi: Die Heilungsquote liegt bei 40 Prozent. Das ist total viel, oder?

Karin: Warum interessiert dich das so?

Luzi: Pfff, naja weil, weil, weil ich dachte, dass Timo das machen könnte.

Karin: So’n Eingriff ist riskant. Das sollte man sich gut überlegen. Und wie sich das hier liest, das ist alles noch in der Testphase. Und glaubst du nicht, dass Timos Ärzte ihn informiert hätten?

Luzi: Naja, vielleicht wissen die ja noch gar nichts davon.

Karin: Mit Sicherheit. Bei solchen Entwicklungen halten sich die Ärzte immer auf dem Laufenden. Selbst wenn diese Patientenberichte wahr sind, man müsste erst überprüfen, ob Timo überhaupt dafür in Frage kommt. Und so ne OP kostet ein Vermögen. Seine Versicherung wird das sicher nicht bezahlen. Und selbst wenn Timo das Geld aufbringen könnte, was, wenn er nicht zu diesen 40 Prozent gehört? Ich weiß, dass du Timo helfen willst. Aber du machst das besser, wenn du ihm hilfst mit dieser Situation fertig zu werden. Mann, Luzi.

Luzi: Ja, schon okay.

 

 

[Raumzeit, Lobby]

 

Caro: Ich hab zwar noch nie ganz verstanden, was du hier machst, aber du kannst Franky gerne ausrichten, dass ich für dich einspringe.

(Ronnie versucht Frank anzurufen, erreicht aber nur seine Mailbox.)

Frank Peters, ich bin zurzeit leider nicht zu erreichen. Bitte hinterlassen sie mir eine …

Ronnie: Fuck!

 

 

[Wohnung der Beschenkos, Luzis Zimmer]

 

(Rückblende: Pestalozzi, Aula)

Luzi: Was is?

Timo: Ich kann das so nicht.

(Ende Rückblende)

Luzi: (am Telefon) Hey Timo. Ähm, hast du Zeit? Können wir, können wir uns treffen?

 

 

[Flughafen]

 

(Jenny und ihre Eltern sind dabei ins Flugzeug einzusteigen während Ben, Emma und Frank heranbrausen und versuchen einen Weg aufs Gelände zu finden.)

Emma: Schon wieder nur die Mailbox. Kuck mal da, da, da, da müssten sie sein. Wir schaffen‘s vielleicht.

Herr Hartmann: Jetzt machst du erst mal deine Therapie, dann sehen wir weiter.

Ben: Scheiße, hier geht’s nicht weiter.

Emma: Hier ist alles verrammelt.

Ben: Den Weg kannste auch vergessen.

Emma: Mann, Scheiße! Mann, die fliegen gleich.

 

 

[Parkanlage]

 

Luzi: Hey, da bist du ja.

Timo: Was gibt’s denn so Wichtiges?

Luzi: Hier.

Timo: Was ist das?

Luzi: Oh Mensch, jetzt lies doch erst mal.

Timo: Und du meinst …

Luzi: Ja, vielleicht ist das die Lösung für dein Problem. Und wenn es klappt, dann würd ich sogar mit dir‘n Berg besteigen.

 

 

[Flughafen]

 

(Das Flugzeug startet.)

Ben: Okay, und wir steigen ein. Komm. Jetzt komm! Komm! Okay, das is’n Notfall.

Frank: Okay, gib Gas.

(Ben fährt beinahe zwei Wachmänner über den Haufen und hetzt anschließend dem Hartmannschen Flugzeug auf der Startbahn hinterher.)

Emma: Anhalten! Jennyyyyyy!!!!!!!! Anhalten! An-hal-ten!!!!!!!!

(Jenny sitzt im Flugzeug, starrt mit leerem Blick vor sich hin. (Anmerkung: Dreh dich um Jenny! Andere Seite! Deine Emma ist da um dich zu retten!))